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Kolibristaub

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Sie war schön wie die Sünde, mit einem Fell, das wie Andenschnee glänzte, kurz, glatt, makellos und gepflegt. Ihre Augen jedoch sprachen eine andere Sprache. Obwohl sie zu ihm aufblicken musste, war ihm, als wäre er es, auf dem man herabblickte. Er spürte instinktiv um das hohe Ansehen, das diese stolze Frau in diesem Stamm genoss. Sie schürte die Lippen zu einem Fuchslächeln.

„Wenn du bleiben willst – dann bring dich ein. Beschaff' Nahrung für die kleinen Prinzen, halte Wache an den äußeren Grenzen, geh auf Patrouille. Awaran Trús wird dich ansonsten genauso fortjagen wie jeden anderen dahergelaufenen Streuner. Fände ich schade. Du gefällst mir.“

Er sagte nichts. Nachdenklich beobachtete er die Welpen; die beiden "Prinzen" wichen seinem Blick furchtsam und argwöhnisch aus; nur das dritte, eine kleine Füchsin, erwiderte neugierig seinen Blick.

„Haben sie keinen Vater, der ihnen Nahrung heranschaffen sollte?“, fragte er.

Die Füchsin verzog keine Miene.

„Ihr Vater ist tot“, erwiderte sie. „ging eines Tages auf die Jagd und kam nicht mehr wieder. So ist das manchmal.“

Die kleine Füchsin kam herangeschlichen und beschnupperte ihn vorsichtig. Ihre Mutter knurrte leise, sodass sie sich schnell wieder zurückzog.

„Erstaunlich“, sagte sie dann, „Wie sehr sie dir ähnelt. Dieselben hellen Augen.“ Er schwieg abermals; musste jedoch mit der selben Verwunderung feststellen, dass es stimmte. Sie unterschied sich so sehr von ihren Brüdern und ihrer Mutter, dass sie beinahe andersartig wirkte.

„Man könnte meinen, ich habe da ein Kuckuckskind“, lachte die Füchsin und betrachtete abwechselnd ihr Töchterchen und dann wieder ihn. Es lag keinerlei Wärme in ihren Worten. „Ihr Glück, dass sie so zäh ist.“
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